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trauma selbsthilfe
Erste Hilfe nach einem in der Psychiatrie erlittenen Trauma
· Sie sind soeben von einem Zwangsaufenthalt in einer psychiatrischen Anstalt entlassen worden?
· Sie hatten erwartet, dort Unterstützung zu bekommen und sind statt dessen verunsichert, schockiert, verletzt oder gar traumatisiert worden?
· Sie hätten vor Ihrem Aufenthalt nie geglaubt, dass Psychiatrie-Patienten heutzutage noch derart brutal behandelt werden?
· Sie begannen dort manchmal tatsächlich an Ihrem Verstand zu zweifeln? Weil Sie sich nicht mehr sicher waren, ob Sie sich noch in einer schweizerischen psychiatrischen Klinik befinden, oder ob Sie auf unerklärliche Weise in Guantanamo, in Nazi-Deutschland, auf dem Archipel-Gulag oder sonst in einer Militärdiktatur gelandet seien?
Dann müssen wir Sie darüber aufklären, dass Sie nicht der Erste, nicht der Einzige und leider auch nicht der Letzte sind, dem das angetan wurde, was Sie dort erlebt haben. Wir sind viel zahlreicher, als Sie glauben. Das Bundesamt für Statistik hält denn auch die beschämenden Zahlen wohlweislich unter Verschluss. Das Schweizer Fernsehen sprach in seiner von der Pharma gesponserten Sendung Puls zum Thema Zwangseinweisungen vom 15.04.2013 von mindestens 12'000 Zwangseinweisungen pro Jahr, womit die Schweiz in Europa zu den Spitzenreitern gehöre. Edmund Schönenberger, Psychex, berechnete in seiner Fundamentalkritik der Zwangspsychiatrie, dass von den 60'000 Klinik-Eintritten pro Jahr 50 - 90% Zwangseinweisungen sind.
Sie sind also keine Ausnahme, sondern die Regel. Das schon mal zu Ihrer Beruhigung und damit Sie sich nicht etwa noch dafür schämen, dass Sie in der Anstalt von mehreren Pflegern gepackt, gegen Ihren Willen mit psychoaktiven Substanzen niedergespritzt, in eine Isolierzelle gesteckt oder gar an sämtlichen Gliedern mit Gurten an ein Bett fixiert und allenfalls noch elektrogeschockt wurden. Vielleicht hatten Sie auch Glück und wurden "nur" gedemütigt und fertig gemacht, indem Sie genötigt wurden, Medikamente zu schlucken, die Sie elend machten, Ihnen jeglicher Kontakt zur Aussenwelt oder gar der Gang auf die Toilette verboten wurde, stattdessen zwangskatheterisiert wurden, Sie aus nichtigem Grund kein Essen erhielten, Ihnen die Zigaretten und das Mobile weggenommen wurden usw.
Die Liste an Erniedrigungen und Züchtigungen, welche das Anstaltspersonal für Patienten bereit hält, kann beinahe endlos fortgesetzt werden. Wir aber bitten Sie nun, sich Folgendes einzuprägen:
Zehn Motivationen für Opfer psychiatrischer Gewalttätigkeit
1. Es ist nicht an Ihnen, sich zu schämen, sondern am Anstaltspersonal, das Patienten so behandelt.
2. Nicht jeder überlebt einen Zwangsaufenthalt. Sie haben es geschafft! Wir gratulieren Ihnen und heissen Sie willkommen im Club.
3. Wir wissen, dass Sie nach all diesen Entwürdigungen zeitweise mit dem Gedanken spielen, sich umzubringen, weil Sie in einer Welt, die Menschen solches antut, nicht mehr leben wollen. Wir bitten Sie: Tun Sie es nicht! Tun Sie dem Anstaltspersonal, das mit Ihnen so verfuhr, diesen Gefallen nicht. Bedenken Sie, für diese Leute ist ein toter Patient ein guter Patient, denn er kann von den Schandtaten, die er erlebt hat, nie mehr Zeugnis ablegen.
4. Wir wissen, dass Sie sich mit Rachegedanken befassen, denn wir alle hatten solche. Bedenken Sie bitte: Rache schmeckt kalt serviert am besten! Wer sich zeitweise voller Hass, hilflos und ohnmächtig fühlt, wer immer wieder von Erinnerungen an das Erlebte überwältigt wird, ist nicht in der Lage, sich zu rächen, sondern wird seine Situation nur noch verschlimmern, wenn er es versucht - sehr zur Freude seiner Peiniger.
5. Ganz besonders dringend raten wir Ihnen von jeglicher Gewalt ab. Denn danach landen Sie nicht mehr in der Psychiatrie sondern in der Forensik und riskieren die lebenslängliche Verwahrung, wo Sie nur noch als Versuchsmaterial für die Pharmaindustrie missbraucht werden. Zudem gibt es viel zu viele solcher Leute. Kaum wäre einer ins Pfefferland befördert, stehen schon wieder zehn neue da und streiten sich um seinen Platz.
6. Und vergessen Sie, es gelinge Ihnen, sich vor der Verhaftung umzubringen. Viele von uns haben Erfahrung mit Selbsttötungsversuchen, und wir müssen Ihnen sagen, so einfach ist das nicht.
7. Soziale Berufe ziehen grundsätzlich zwei Sorten von Menschen an: Die einen wollen helfen, die anderen wählen einen solchen Beruf aus, weil sie es darin immer mit Menschen zu tun haben, die am kürzeren Hebel sitzen und denen vor Gericht nicht geglaubt wird, was auf uns, die wir mit psychiatrischen Diagnosen stigmatisiert sind, ganz besonders zutrifft.
8. Obwohl in der Schweiz - ganz im Gegensatz zu Deutschland - bisher niemand Schadenersatz erhalten hat, empfehlen wir Ihnen, nach dem Austritt Akteneinsicht in Form von Fotokopien zu verlangen. Denn wer weiss, vielleicht kommt die Zeit doch noch, in der auch die Sorte von sadistischen Triebtätern, die sich in Hochsicherheitstrakten der rechtsfreien psychiatrischen Anstalten sowie in Behinderten-, Kinder- und Altersheimen als Angestellte einnisten, für ihre Taten gerade stehen müssen.
9. Sobald Sie sich nicht mehr hilflos und ohnmächtig fühlen und die furchtbaren Erinnerungen seltener auftauchen und milder werden, werden sich auch Ihre Rachegelüste, Ihre Panikattacken, Depressionen usw. verringern. Denn nach Rache dürstet nur, wer das Ungeheuerliche, das er erlebt hat, noch nicht verarbeitet hat. Zwar ist die Geschichte der Menschheit von Gewalt geprägt, doch wer nicht will, dass ihm Gewalt angetan wird, sollte sich als Erster selbst davon distanzieren.
10. Und noch etwas: Was wissen wir denn schon, was das Schicksal mit unseren Peinigern vorhat? Jedenfalls hat es weit mehr Möglichkeiten, für eine ausgleichende Gerechtigkeit zu sorgen als wir. Schliesslich sind selbst ein Professor der Psychiatrie oder ein Richter nicht davor gefeit, im Spital oder Altersheim der gleichen Sorte von sadistischen Angestellten in die Hände zu fallen.
Nützliche Fachausdrücke
Sie haben vermutlich bereits festgestellt, dass nach einem Trauma die Zustände, in denen Sie sich befinden, rasch wechseln können. Auch das ist üblich und zwar so sehr, dass es dafür Namen gibt:
Trigger |
Schlüsselreiz oder ein Sinneseindruck, der Erinnerungen an alte Erfahrungen in einer Art weckt, als ob sie noch einmal aufs Neue gemacht würden. Dies kann ein Wort sein wie Fixierung oder Isolierung, selbst dann wenn es in einem völlig anderen Zusammenhang gebraucht wird oder ein Kleidungsstück wie ein weisser Kittel, der Sie an Ihre Peiniger erinnert oder ein Duft, z.B. Urin, falls Sie stundenlang in Ihren Exkrementen liegen gelassen wurden, auch Geräusche oder bestimmte Daten können Trigger sein. |
Flashback |
Die damaligen Gefühle werden unmittelbar erlebt und können so stark sein, dass Sie die reale Situation, in der Sie sich befinden, nicht mehr wahrnehmen. |
Intrusion |
Auch damit ist das Wiedererinnern oder Wiedererleben von psychotraumatischen Ereignissen gemeint, sie laufen wie in einem Film nochmals ab. Intrusionen umfassen Bilder, Flashbacks und Albträume. |
Amnesie |
Dabei handelt es sich um eine Form von Gedächtnisstörung für zeitliche oder inhaltliche Erinnerungen. Es gibt retrograde (rückwirkende), kongrade (keine Erinnerung an das Trauma) und anterograde (vorwärtswirkende) Amnesien, je nachdem ob Sie sich an die Ereignisse vor, während oder nach dem Trauma nicht mehr erinnern können. |
Konfabulation |
Dabei handelt es sich um eine unbewusste, phantastische Ausdeutung für Erinnerungslücken, was z.B. bei einem Vergewaltigungsprozess das Opfer unglaubwürdig erscheinen lässt. Ein bekanntes Beispiel ist auch die Zeugenbefragung nach einem Verkehrsunfall, wenn die Polizei von fünf Augenzeugen fünf verschiedenen Aussagen erhält. |
Dissoziation |
Ihr Bewusstsein, Ihr Gedächtnis, Ihre Identität und Ihre Wahrnehmung, die sonst übereinstimmend funktionieren, funktionieren plötzlich getrennt. Sie wissen nicht mehr, ob Sie sich nun im Hier und Jetzt befinden oder wieder in der traumatisierenden Situation. Wenn Sie gefragt werden, ob Sie Hunger, Schmerz oder Durst haben, können Sie die Frage nicht beantworten und auch nicht sagen, wo Sie gerade sind oder welcher Wochentag heute ist. Sie haben oft den Eindruck, Sie seien nicht sich selbst. |
Multiple Persönlichkeit |
Schwer Traumatisierte können so stark dissoziieren, dass sie sich in verschiedene Personen aufteilen, von denen die eine nicht weiss, was die andere macht. Dies ist ein Schutzmechanismus, der dazu dient, die traumatisierenden Ereignisse einer Person zuzuordnen, während eine oder mehrere andere Personen ein vordergründig "normales" Leben führen. Ob es das Phänomen der "multiplen Persönlichkeit" überhaupt gibt, ist sehr umstritten. Auch darüber, wie eine solche allenfalls zustande kommen kann, gehen die Meinungen weit auseinander. Wir führen das Phänomen hier nur an, weil es im Flashback-Zustand hilfreich sein kann, bewusst in eine andere Person zu "wechseln", um dadurch auffälliges Verhalten in der Öffentlichkeit zu vermeiden. |
Hyperarousal |
Vermehrte Wut, Konzentrationsschwierigkeiten, gesteigerte Wachsamkeit gegenüber Gefahrenreizen, Schreckhaftigkeit, starke Angst, Beklemmung, Übererregung, Hilflosigkeit. |
Emotionale Taubheit |
Die Fähigkeiten sich zu freuen, zu lieben oder zur Trauer sind eingeschränkt bis gar nicht mehr vorhanden, Sie fühlen sich wie lebendig begraben. |
Avoidance |
Vermeiden von Gedanken, Gefühlen sowie Themen, die an das Trauma erinnern könnten; Vermeiden des Traumaortes oder nicht mehr aus dem Haus gehen; Vermeiden von schmerzhaften Erinnerungen durch Dissoziation oder durch Teilamnesien (Gedächtnisstörungen, lückenhafte Erinnerungen). |
Posttraumatische Belastungsstörung |
Für die Diagnose nach ICD-10 müssen folgende Kriterien erfüllt sein: · Der Betroffene war einem belastendem Ereignis von aussergewöhnlicher Bedrohung oder mit katastrophalem Ausmass ausgesetzt, das bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. · Es müssen anhaltende Erinnerungen an das traumatische Erlebnis, oder das wiederholte Erleben des Traumas in sich aufdrängenden Intrusionen, oder eine innere Bedrängnis in Situationen, die der Belastung ähneln oder damit in Zusammenhang stehen, vorhanden sein. · Der Betroffene vermeidet (tatsächlich oder möglichst) Umstände, die der Belastung ähneln. Mindestens eines der folgenden Kriterien (1. oder 2.) ist erfüllt: 1. eine teilweise oder vollständige Unfähigkeit, sich an einige wichtige Aspekte des belastenden Erlebnisses zu erinnern; oder 2. anhaltende Symptome einer erhöhten psychischen Sensitivität und Erregung, wobei mindestens zwei der folgenden Merkmale erfüllt sein müssen: · Ein- und Durchschlafstörungen · erhöhte Schreckhaftigkeit · Überwachsein · Konzentrationsschwierigkeiten · Reizbarkeit und Wutausbrüche Die Symptome müssen innerhalb von sechs Monaten nach dem belastenden Ereignis (oder der Belastungsperiode) aufgetreten sein. Häufig sind zudem sozialer Rückzug, ein Gefühl von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit, Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, sowie eine Beeinträchtigung der Stimmung. Nimmt die Störung über viele Jahre einen chronischen Verlauf, ist eine Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung (F62.0) zu diagnostizieren. |
Traumatherapie |
Ziel ist, zu einer geordneten Verarbeitung des Traumas bzw. der Traumata zu kommen und dadurch die traumatypischen Symptome entweder zu begrenzen bzw. zu kontrollieren oder zu neutralisieren. |
Resilienz (Widerstandsfähigkeit) |
Damit wird die Toleranz eines Systems gegenüber Störungen beschrieben. Stehaufmännchen z.B. können sich aus jeder beliebigen Lage wieder aufrichten. Dasselbe Trauma verursacht nicht bei jedem Menschen gleich grosse Schäden. Rückzug verschlechtert die Resilienz, während Kontakte zu Gleichgesinnten sie verbessert. |
Selbstregulation |
Der Begriff bezeichnet auf Selbstreflexion beruhende Fähigkeiten, die notwendig sind, eigene Gedanken, Gefühle, Motive und Handlungen zielgerichtet zu beeinflussen, um z.B. selbstverantwortlich einen Weg zu finden, trotz Trauma möglichst befriedigend weiterzuleben. |
Warnung vor falschen Hoffnungen
Sollten Sie sich zur Verarbeitung Ihrer Psychiatrie-Traumata an einen Psychiater wenden, wird er Ihnen erfahrungsgemäss einzureden versuchen, in der Klinik hätte man Sie auf diese Weise doch nur vor dem Suizid bewahrt, es nur gut mit Ihnen gemeint, Sie sollten das alles nicht so aufbauschen, sondern jetzt ganz einfach zur Normalität zurückkehren usw. usf. Jedenfalls wird er Ihnen lauter Argumente auftischen, die Sie noch elender und verzweifelter machen. Zudem wird er auch zu feige sein, Ihnen die Diagnose PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) zu stellen, denn damit würde er zugeben, dass es das in der Psychiatrie gibt. Er wird es deswegen vorziehen, etwas von Depression mit psychotischen oder somatoformen Anteilen zu schwafeln oder Ihnen gar eine schizoaffektive Störung diagnostizieren und versuchen, Sie mit narkotisierenden Medikamenten zum Schweigen zu bringen.
Dass Sie von einem Psychiater nichts zu erwarten haben, überrascht Sie inzwischen nicht mehr. Doch leider müssen wir Sie nun auch noch darauf aufmerksam machen, dass Sie mit grosser Wahrscheinlichkeit auch von Ihren Angehörigen und selbst von Ihren Freunden sehr wenig Unterstützung erhalten werden, mindestens dann, wenn diese noch keine Erfahrung mit der Zwangspsychiatrie haben.
Sie werden feststellen, dass Ihnen nicht geglaubt wird, was Sie erzählen. Viel eher werden Ihnen Ihre einstmals Vertrauten zu verstehen geben, dass so etwas in der Schweiz schlicht nicht möglich ist, Sie das alles nur so sehen, weil Sie ja eben gerade psychotisch waren. Je verzweifelter Sie versuchen, Ahnungslose von Ihren Erlebnissen zu überzeugen, desto tiefer stecken diese ihren Kopf in den Sand, denn am besten lebt es sich noch immer nach dem Motto: Was nicht sein darf, ist auch nicht.
Falls doch ein Angehöriger genügend Anteilnahme aufbringt, Ihnen bis zum Schluss zuzuhören, wird er Sie nach Ihrem Bericht Dinge fragen, die Sie nur noch mehr verletzen, weil Sie einsehen müssen, dass er nichts begriffen hat. Er wird Sie dann fragen, ja, warum Sie denn Ihrem Psychiater nicht gesagt hätten, die Medikamente würden bei Ihnen Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe, Unruhe usw. auslösen, dann hätte er sie gewiss sofort abgesetzt; ja, warum Sie ihm denn nicht gesagt hätten, sie fühlen sich unter Mitpatienten besser als in der Isolierzelle; und warum Sie dem Personal denn um Gottes Willen nicht gesagt hätten, dass die Fünfpunktfixierung Ihr Bedürfnis, sich zu suizidieren, nur verstärkt usw. Zur Nachspeise wird er Ihnen dann noch zu verstehen geben, dass Ihre Psychiater ganz bestimmt ihre Gründe für diese Behandlung gehabt hätten, schliesslich seien sie entsprechend ausgebildet sowie im Umgang mit Psychiatrie-Patienten erfahren und wüssten garantiert besser als Sie, was für Patienten gut ist.
So furchtbar das bereits ist, es kommt noch ärger: Sie werden feststellen, dass Sie Ihr Umfeld mit Ihren Erzählungen überfordern und es sich von Ihnen zurückzuziehen beginnt. Zum Schluss bleibt Ihnen die Erkenntnis:
Es gibt ein noch schlimmeres Schicksal als ein Traumaopfer zu sein, nämlich nicht als Traumaopfer anerkannt zu werden.
Quelle: Marc Rufer in "Die dunkle Seite der Psychiatrie"
Vielleicht haben Sie Bekannte, die auch schon zwangsbehandelt wurden und Sie möchten sich ihnen anvertrauen. Zwar werden diese Sie verstehen, doch werden Ihre Erzählungen bei ihnen Retraumatisierungen auslösen. Diejenigen, welche ihre Traumata einigermassen überwunden haben, möchten oft nicht daran erinnert werden. Zudem haben sie vollauf genug damit zu tun, sich selbst stabil zu halten und selten die Kraft, Leidensgenossen unterstützen zu können.
Dann ist es halt auch so, dass das eigene Elend zu schildern, uns Erleichterung verschafft, wogegen anderen als Abfallkübel für ihre Probleme zu dienen, uns belastet. In diesem Zusammenhang müssen wir Sie auch noch darauf hinweisen, dass Sie nach einem Trauma geschwächt sind, und es Ihnen an der notwendigen Energie fehlt, ihre eigenen Grenzen vor Übertretungen durch andere zu schützen. Dies wird dann von sogenannten Energievampiren / Energiestaubsaugern auch noch ausgenutzt, indem diese Sie mit ihren Problemen oder (beruflichen) Erfolgen zumüllen.
Mit Selbstvertrauen gegen Gehirnwäsche, Bewusstseins- und Gedankenkontrolle!
Testimony Therapy (Beweis-/Zeugnis-Therapie)
Die TT ist ursprünglich für die Behandlung von Verfolgten des Pinochet-Regimes in Chile entwickelt worden. Sie wird heute für Überlebende staatlicher Gewalt (Folteropfer und zivile Überlebende von Kriegen und Gräueltaten) eingesetzt. Sie wird sowohl zur Therapie von Traumatisierungen, die mehrere Monate oder Jahre zurückliegen als auch als akute Intervention in Krisensituationen unmittelbar nach der Flucht angewandt.
Dabei geht es darum, dass Sie alles aufschreiben, was Ihnen zum Anstaltsaufenthalt noch einfällt. Sie werden feststellen, dass Sie sich nur noch lückenhaft erinnern, was zum Teil auf die gedächtnislöschenden Medikamenten zurückzuführen ist, die Ihnen dort verabreicht wurden. Sie ergänzen die Geschichte so lange, bis sich eine stimmige Erzählung ergibt. Statt in der Ich-Form können Sie das Erlebte auch in der Er-Form abhandeln, so als ob Sie ein Journalist wären, der über ein Opfer berichtet. Damit gewinnen Sie Abstand. Zum Schluss unterschreiben Sie die Geschichte und heben sie an einem sicheren Ort auf.
Website erstellen
Sie können Ihre Erlebnisse mit der Zwangspsychiatrie auch auf einer eigenen Website ins Internet stellen. Allerdings sollten Sie sich bewusst sein, dass dies in erster Linie Ihrer eigenen Psychohygiene dient, auf ein grosses Echo sollten Sie dabei nicht hoffen. Denn erstens gibt es bereits viele solcher Websites und Betroffene brauchen diese nicht zu lesen, denn sie wissen ja schon, wie die Zwangspsychiatrie funktioniert. Und zweitens interessieren sich Nichtbetroffene kaum für das Thema, weil sie mit ihren eigenen Sorgen und Nöten beschäftigt sind.
Selbststabilisierung
Wir empfehlen Ihnen einen Kurs zu belegen, in dem Sie Übungen erlernen, die Sie stabiler machen. Dies kann mit folgenden Methoden erreicht werden:
· Autogenes Training
· Progressive Muskelentspannung
· Tai Ji
· Qi Gong
· Maltherapie
· Musiktherapie
· Meditation
· usw.
Vielleicht gelingt es Ihnen, sich zeitweise abzulenken und so zu Erholungspausen zu kommen. Betroffene berichteten uns von folgenden Ablenkungsstrategien:
· Komödien am TV ansehen
· Mit jemandem Gesellschaftsspiele spielen
· Puzzles zusammensetzen
· Lieblingsmusik hören
· Rasen mähen, im Garten arbeiten
· Heile-Welt-Zeitschriften ansehen und sich in Tagträumen flüchten
· Liebes- oder Kriminalromane lesen
· Handarbeiten oder basteln
· Haushaltarbeiten erledigen
· Mit Tierheimhunden spazieren gehen
· Eine Fremdsprache lernen oder seine Kenntnisse verbessern, indem Übungen gelöst werden, die eine hohe Konzentration verlangen.
· Löcher in die Luft starren
· Schlafen
Selbsthilfe mit Büchern und CDs
Die beiden folgenden Bücher mit beigeschlossener CD eignen sich sehr gut, um sich selbst zu therapieren und auch, um noch mehr über Traumata zu erfahren:
Vom Trauma befreien. Wie Sie seelische und körperliche Blockaden lösen von Peter A. Levine
Trauma Symptome sind vor allem blockierte Energie. Sie lassen sich daher über den Körper weit besser als über die Seele heilen; so die revolutionäre Erkenntnis des Grossen Trauma-Therapeuten. Erstmals ermöglicht dieser Ratgeber, seine bahnbrechende Methode in Selbstanwendung zu nutzen. Zwölf Übungen aus dem Buch finden Sie auf der beiliegenden CD (gesprochen von Jörg Zimmer). Erdung und Zentrierung, Abbau von übermässiger Aktivierung und Rückkehr in die innere Balance werden mit Hilfe dieser angeleiteten Übungen möglich.
Überlebenskunst, Imagination als heilsame Kraft von Luise Reddemann
Seelische Verletzungen können heilen: durch die Aktivierung von Selbstheilungskräften, die jeder Mensch mehr oder weniger verschüttet in sich trägt. Luise Reddemann, die wohl bekannteste Trauma-Therapeutin im deutschen Sprachraum, hat in ihrer psychotherapeutischen Arbeit mit traumatisierten Patienten und in ihren Büchern immer wieder die individuelle Suche nach Ressourcen angeregt und damit viele Menschen mit schwer erträglichen Lebensgeschichten erreicht.
Wer in den beiden Büchern allerdings auf konkrete Hinweise bezüglich Trauma in der Psychiatrie hofft, hofft vergebens. Wie wir immer wieder feststellen mussten, gibt es zwar Psychiater, die sehr aufschlussreiche Schriften über Psychoterror, Vergewaltigung, Amokläufe, Sadismus, Psychopathologie usw. verfassen, doch klammern sie - wenig erstaunlich - das Thema der psychiatrischen Gewalt meistens aus.
Psychotipps Selbsthilfetipps von Dr. Doris Wolf und Dr. Rolf Merkle
Warnung vor Selbstmord, ein Gedicht von Erich Kästner, 1929
Diesen Rat will ich dir geben:
Wenn du zur Pistole greifst
und den Kopf hinhältst und kneifst,
kannst du was von mir erleben.
Weisst wohl wieder mal geläufig,
was die Professoren lehren?
Dass die Guten selten wären
und die Schweinehunde häufig?
Ist die Walze wieder dran,
dass es Arme gibt und Reiche?
Mensch, ich böte deiner Leiche
noch im Sarge Prügel an!
Lass doch deine Neuigkeiten!
Lass doch diesen alten Mist!
Dass die Welt zum Schiessen ist,
Wird kein Konfirmand bestreiten.
War dein Plan nicht: irgendwie
alle Menschen gut zu machen?
Morgen wirst du drüber lachen.
Aber, bessern kann man sie.
Ja die Bösen und Beschränkten
sind die Meisten und die Stärkern.
Aber spiel nicht den Gekränkten.
Bleib am Leben, sie zu ärgern!
Letztmals aktualisiert: 18.07.2015