zwangseinweisung

Bitte an Angehörige

 

Sollten Sie keinen anderen Ausweg mehr sehen, als eine Zwangseinweisung zu veranlassen, bitte benachrichtigen Sie die Sanität und keinesfalls die Polizei! Wenn Sie die Polizei rufen, wird der Patient von Amtes wegen auch noch ein Strafverfahren wegen Häuslicher Gewalt (=Offizialdelikt=Eintrag ins Strafregister) am Hals haben und Sie riskieren, dass er statt in der Psychiatrie in der Forensik (=Hölle pur!) landet.

 

Bitte ersparen Sie ihm wenigstens das!

 

Art. 8 EMRK garantiert die Menschenrechte auf Privatleben und auf Achtung der Wohnung. Vergiss es! Wenn die Kommandos überfallsmässig in die Gemächer der zu Versenkenden eindringen, kann von einer Achtung der Wohnung keine Rede sein! Und wie sollte die Privatsphäre in einem Mehrbettzimmer der trostlosen Anstalten gewahrt sein?

Quelle: Fundamentalkritik der Zwangspsychiatrie, Edmund Schönenberger

 

Der Freiheitsentzug bedeutet einen massiven Eingriff in die persönliche Integrität und kann Betroffene dermassen traumatisieren, dass dieser selbst eine medizinische Behandlung provozieren kann. Entsprechend gross müsste die Zurückhaltung sein.

Die Zahlen zu den Zwangseinweisungen deuten allerdings auf das Gegenteil hin: Im Vergleich mit 15 EU-Ländern hat die Schweiz eine der höchsten Raten. Gemäss einem Vergleich mit einer EU-Studie aus dem Jahr 2002 war die Schweiz mit jährlich 176 Zwangseinweisungen auf 100 000 Einwohner zusammen mit Österreich und Finnland an oberster Stelle. Rund ein Viertel (24 Prozent) aller psychiatrischen Hospitalisationen erfolgen unfreiwillig, wie eine Studie des Bundes zeigt. Grosse Unterschiede sind zudem zwischen den Kantonen auszumachen. 2009 erfolgten im Kanton Zürich 26 Prozent der psychiatrischen Einweisungen unfreiwillig, im Kanton Basel Stadt waren es 10 Prozent. Aufgrund des Gefälles zwischen den Kantonen kommt der Verfasser der Studie, der Zürcher Rechtsanwalt Jürg Gassmann, zum Schluss, dass sich die Zahl der Zwangseinweisungen mancherorts reduzieren liesse.

 

Die Tatsache, dass in den Schweizer Kliniken viele psychisch Gesunde stranden, die aus unterschiedlichen Gründen mit ihrer Lebenssituation überfordert sind, ist also nicht per se negativ. Problematisch ist jedoch die grosse Zahl von Menschen, die gegen ihren Willen eingeliefert wird. In die Akutstationen der IPW (Integrierte Psychiatrie Winterthur) wie der PUK (Psychiatrische Universitätsklinik Zürich) gelangt mindestens ein Drittel aller Patienten über eine FU (Fürsorgerische Unterbringung, früher FFE). Viele liessen sich laut Andrea und Hoff vermeiden. «Wir Klinikärzte haben Verständnis für den Notfallarzt, der mitten im Trubel handeln muss. Aber aus unserer Sicht ist die Schwelle oft zu tief», sagt Hoff, der die Tragweite des von Ärzten verordneten Freiheitsentzugs sehr betont. Würden sich diese mehr Zeit nehmen und gründlicher abklären können, liessen sich seines Erachtens viele unangemessene Einweisungen vermeiden. Häufig landeten Suchtpatienten mit FU in der PUK - was kontraproduktiv sei: «Seine Sucht anzugehen, muss freiwillig sein.»

Keinen unmittelbaren Zusammenhang sieht Hoff zwischen den kürzeren Aufenthaltsdauern der psychiatrischen Patienten und der hohen Zahl von FU.

Quelle: Neue Zürcher Zeitung, 07.04.2013

 

Edmund Schönenberger, Psychex, berechnete in seiner Fundamentalkritik der Zwangspsychiatrie, dass von den 60'000 Klinik-Eintritten pro Jahr 50 - 90 % Zwangseinweisungen sind, womit die Schweiz weltweit zu den Spitzenreitern gehört.

 

Je mehr Gewalt ein Staat gegen die eigene Bevölkerung aufwenden muss, desto mehr hat er am Volkswohl vorbeipolitisiert und desto grössere Versager sind seine Politiker.

 

Aussagen von drei betroffenen Frauen

"Sanitäter in blauweissen Kitteln stürzten sich in meiner Wohnung auf mich und verfrachteten mich unter der Begleitung von zwei bewaffneten Polizisten in einen Krankenwagen, wo ich fest angegurtet wurde. Seit diesem brutalen Überfall verstehe ich Amokläufer, die nichts mehr zu verlieren haben."

"Vier Polizisten und eine Polizistin packten mich im Bahnhof, sagten etwas von "FFE" und "Klinik", rissen meine Hände auf den Rücken, legten sie in Handschellen und führten mich ab, wie eine Kriminelle - in die Anstalt."

"Man hat mich abgeführt wie eine Kriminelle. Und ich sollte glauben, dass die mir helfen wollten?"

 

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Letztmals aktualisiert: 11.05.2013