fixation

Mit Fixation oder Fixierung ist in der Psychiatrie die Fesselung mit speziellen Gurten eines auf dem Rücken liegenden Patienten an ein Bett gemeint. Sie birgt für den Patienten ein hohes Verletzungsrisiko und zieht schwere Trauma-Folgeschäden nach sich. Meist wird sie als Einschüchterung und Strafe für nicht kooperierende Patienten angeordnet. Das Anstaltspersonal nennt das heuchlerisch, eine akute Selbst- oder Fremdgefährdung verhindern.

Wann Bewegungseinschränkende Massnahmen, wozu die Fixation gehört, gesetzlich gestattet sind, wird im ZGB geregelt und auf unserer Website unter FU (Fürsorgerische Unterbringung) abgehandelt. An und für sich dürfte sie nur auf behördliche Anordnung durchgeführt werden, ausser es handelt sich um "Gefahr im Verzug", was aus der Sicht des Personals natürlich immer der Fall ist. Oft werden Patienten auch genötigt, sich "freiwillig" fixieren zu lassen, oder es wird dann in der ärztlichen Krankengeschichte so dargestellt.

Das Personal erwartet dann vom Gefolterten auch noch, dass er im Nachhinein für die sadistische Behandlung Dankbarkeit zeigt. Solange er diese nicht vorheuchelt, gilt er weiterhin als gemeingefährlich und krankheitsuneinsichtig. Die Dokumentationen in den Krankengeschichten zeigen auf, dass in jeder kritischen Äusserung des Patienten eine Rechtfertigung dafür gesehen wird, die "Behandlung" weiterzuführen. Aufgrund der uneingestandenen Schuldgefühle des Personals wird das Opfer erst aus den Gurten befreit, wenn es so zermürbt ist, dass es dem Personal die Absolution erteilt.

 

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Aussagen Betroffener zur Fixation in der Erwachsenenpsychiatrie

"In geschlossenen Stationen ist schon das ganze Flair provozierend. Ein super strenges Regelwerk, absolute Kontrolle. Das kann bei einigen Mitarbeitern zum Höhenflug führen (und führt es wohl auch). Ein Patient wurde mit dem Fixierbett auf den Flur gestellt (dann können es wenigstens alle sehen). Das wird wohl einen Effekt haben: Integre Therapeuten und Ärzte werden sich auf Dauer nicht in ein derartiges System begeben und lassen sich lieber privat nieder, wo sie nicht Gefahr laufen, sich in einem inhumanen und unfachlichen System (moralisch) schmutzig zu machen. Und so wird sich auch weiterhin gehäuft eine unliebsame Ärzte- und Therapeutenschaft den Haufen unqualifizierten Pflegepersonals anleiten."

"Ich habe einmal erlebt, wie ein anderer "Patient" fixiert und abgespritzt wurde, nach dem er den Stationsarzt ein Arschloch genannt hatte. Nachdem der "Patient" mit Neuroleptika vollgepumpt worden war, hat man den Mann dann wieder losgebunden. Als ich sah, wie dieser unter Krämpfen über den Flur robbte, habe ich einen "Pfleger" darauf angesprochen: "Dem Mann geht es offensichtlich schlecht. Bitte helfen Sie ihm!" Der Pfleger darauf: "Der simuliert nur"."

"Dann kamen wir zu einem Haus. Ich wusste immer noch nicht, wo ich war. Personen kamen auf mich zu und ich stieg einige Treppentritte hoch. Bald war ich in einem Einzelzimmer und begriff, wo ich sein musste. Wieder einmal war ich in eine psychiatrische Klinik, doch diese kannte ich noch nicht. Plötzlich lag ich auf einem Bett, ohne Jacke und Hosen und wurde von einer Frau an den Händen und an den Füssen mit Bändern mit magnetischen Verschlüssen gefesselt. Ich begriff überhaupt nicht, weshalb ich ans Bett gefesselt wurde und es kam mir so vor, als würde ich an einem Kreuz angebunden sein - nur eben liegend. Sie banden auch meinen Körper auf Hüfthöhe mit einem breiten Gurt an. Jetzt konnte ich mich praktisch nicht mehr bewegen. Eine sehr aussichtslose Situation hatte sich herauskristallisiert. Irgendwann muss ich noch Medikamente bekommen haben, denn ich konnte diese Nacht plötzlich wieder schlafen und erst noch auf dem Rücken, was ich sonst überhaupt nicht kann. Am nächsten Morgen war ich vollständig durchnässt, weil ich während der Nacht mehrmals uriniert haben musste. Ergo durfte ich vor dem "Gefesselt-Werden" nicht mehr auf die Toilette gehen. Ich wurde ja überhaupt nicht gefragt, ob ich ein Bedürfnis hätte. Ich hatte auch nichts während etwa zwölf Stunden zu essen bekommen. Ich erzählte später dem Oberpfleger aus der Nachbarsabteilung von dieser katastrophalen Aufnahme und beschwerte mich entsprechend für die "Dämlichkeit" dieser Pfleger und Ärzte, denn letztere haben eigentlich die Verantwortung - ich finde keinen anderen Ausdruck für dieses Verhalten. Nach nun acht Jahren kann ich mich noch immer ganz genau an jene Eindrücke und Gefühle erinnern."

"Ich musste mich in einen kleinen Raum begeben, war nach all dem, was bereits geschehen war, völlig durcheinander. Ich kam ins Isolierzimmer, niemand erklärte mir, was da vor sich ging. Die Pfleger rissen mir die Hosen herunter, fesselten mich ans Bett, banden mich an den Unterarmen, am Bauch und an den Unterschenkeln fest - heute weiss ich, dass man dem "5-Punkte-Fixierung" sagt. Ich wollte mich befreien, schrie um mein Leben. Dann gab man mir eine Zwangsspritze. Es war Horror. Durch die Zwangsfixierung und -medikation sind meine Probleme und Ängste vervielfacht und verstärkt worden, in dieser hilflosen Situation hätte ich tatsächlich am liebsten sterben wollen." Zu diesem Fall nahm die Klinikleitung folgendermassen Stellung: "Im geschilderten Fall bestanden nach dem Urteil aller beteiligten Klinikexternen und -internen Fachkräfte die Voraussetzungen für eine Zwangsmassnahme. Sie (die Klinikleitung) habe Verständnis dafür und bedauert, dass die Massnahmen von der Patientin als entwürdigend empfunden wurden. Für ein klärendes Gespräch mit der ehemaligen Patienten stehen Direktion und Mitarbeitende gerne zur Verfügung."

 

Aussagen Betroffener zur Fixation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie

"Ich bin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie fixiert und medikamentös ruhiggestellt worden. Für mich war es schrecklich. Es kamen bestimmt sieben oder acht Betreuer auch noch von anderen Stationen. Ich wurde sehr unsanft auf den Boden gedrückt und gespritzt, bis die das Fixierbett geholt hatten. Dann haben die mich zusammen, damit ich mich nicht wehren kann, auf das Bett gedrückt und fixiert. Ab da weiss ich nicht mehr so wirklich viel, wer weiss, was die mir gespritzt haben."

"Ich wurde einmal im Bett an den Hand- und Fussgelenken fixiert und in den Wachsaal geschoben. Vom Personal kam alle 15 - 20 Minuten jemand zum Nachschauen. Ich selbst hatte keine Möglichkeit, mich bemerkbar zu machen. Das Dienstzimmer war um die Ecke über den Flur weit entfernt. Ich empfand diese Fixierung als das Schlimmste, was man mir jemals angetan hat! Ich gebe zu, dass ich vollkommen ROT gesehen habe. Hatte ich mich vorher nur verletzt, so wollte ich mich nun endgültig umbringen. Kein leichtfertiger Entschluss, sondern pure Verzweiflung über diese Fixierung! Sollte mir das noch einmal passieren, dann nur über meine Leiche. Ich bin normalerweise nicht suizidal, aber so etwas lasse ich nie wieder mit mir machen! Und es geht auch nicht darum, die Zeit einfach mal auszuhalten!"

"In der Kinder- und Jugend-Psychiatrie wurde ich regelmässig durch sieben Betreuer gehalten und auf die Matte gelegt und die spritzten mir die Flüssigkeit hinein. Dort war es für mich mehr oder weniger noch zum Aushalten. Meistens war es über Nacht, in der ich in der Zelle bleiben musste. In der Erwachsenenpsychiatrie, in der ich als Timeout von der Kinder und Jugend-Psychiatrie war, wurde ich aber auch an ein Bett gefesselt. Mir tat es so weh, nur die Erinnerungen jetzt noch da dran. Sie zerrten mir die Kleider vom Leib bis auf die Unterwäsche (sowohl Frauen als auch Männer) und legten mir so ein weisses Spitalhemd um, banden mir anschliessend die Fussgelenke ans Bett, die Oberschenkel, die Hüften, das Brustbein und den Kopf. Für mich war es so der Horror. Sie nähten mir dann noch die offenen Wunden. Danach schlief ich recht lange. Ich war über zwölf Stunden so ans Bett gefesselt, bis jemand wieder kam und mich rausliess. Die Stunden, in denen ich wach war, sind für mich heute noch da wie in der Realität."

"Ich kam mit der Diagnose Borderline zunächst auf die Kinder- und Jugend-Psychiatrie. Am Nachmittag kam ich an und am Abend wurde ich fixiert. Es waren so viele neue Eindrücke, die ich verarbeiten musste. Ich schlug mit dem Kopf mehrmals gegen die Wand. Es war damals meine vierte Fixierung, aber die erste ohne Sedierung. Ich bekam alles mit und lag die ganze Nacht wach. Die Gurte waren für kleine Kinder eingestellt, so dass ich ganz schief dalag und mir alles weh tat. Ich wurde in einen extra Raum reingeschoben ohne Sitzwachen oder dergleichen. Die Türe wurde zugemacht, so hatte ich auch keine Chance, dass mich jemand hört, wenn ich etwas brauchte. Bei den normalen Kontrollrunden durch die Zimmer haben sie dann auch kurz reingeschaut, also ungefähr drei Mal in der Nacht für etwa zwei Sekunden. Erst dort entwickelte ich eine extreme Fremdaggression. Für diese und auch für Selbstverletzungen und Tablettenverweigerung wurde ich fixiert. Tagsüber unten in einem eigenen Raum (Türe zu, keine Sitzwachen, keine Möglichkeit, sich mitzuteilen), immer für mehrere Stunden oder im ersten Stock über Nacht. Ein einziges Mal bekam ich auf dieser Station eine Spritze. Ansonsten bekam ich alles voll mit."

"Nirgendwo anders wäre es möglich, Menschen derart zu quälen! Aber Psychiater müssen nie befürchten, dass sie zur Rechenschaft gezogen werden! Das ist sonst nirgendwo so! Psychiater können sich auch erlauben Menschen zu schlagen, anzuspucken, usw. Aus der Psychoanalyse (Marc Rufer) ist erkennbar, dass gerade Menschen die machtbesessen sind, den Beruf des Psychiaters wählen. Auch der Beruf des Polizisten wird gerne von machtliebenden Menschen gewählt, aber vor allem der des Psychiaters, manchmal auch der des Psychotherapeuten!"

"Gerade die Wut nach einer Fixierung führt zur nächsten, deswegen bringt diese Art der Reaktion gar nichts, weil Fixierung eher zur Bestrafung dienen und sehr selten nur zur Sicherheit angewendet werden. Obwohl es notwendig gewesen wäre, hat man mich gerade wegen diesen Dingen nicht mehr in die Klinik bekommen und als es doch soweit war, kamen die nächsten willkürlichen Fixierungen, da bleibt nur eins: "Keep Cool," auch wenn es fast unmöglich ist."

"Ich werde so was von wütend, wenn ich so was höre. Da kann man nur hoffen, dass die auch mal als Patient in die Psychiatrie müssen und von ihresgleichen genauso behandelt werden. Ich frag mich echt, wie solche Menschen - wenn man diesen Abschaum überhaupt als Mensch bezeichnen kann - in solch verantwortungsvolle Positionen kommen können. Da läuft was schief in dieser Gesellschaft. Und das ist nicht das Einzige, was schief läuft."

"Dort drüben angekommen (die Pflegerin blieb noch bei mir) kam dann die Stationsärztin und ich musste mit beiden in mein zukünftiges Zimmer gehen. Dort sagte sie zu mir, ich solle mich ausziehen, denn sie wüsste dass ich die Klinge an meinem Körper trug. Doch ich hatte sie den Tag davor noch in ein Buch gesteckt. Jedenfalls weigerte ich mich (kann mich vor niemanden entblössen) und da holten sie ein Team von Pflegern (plus die Schwester, die mich begleitet hatte) und packten mich. Dann trugen sie mich aufs Fixierbett und fingen an, mir meine Sachen auszuziehen. In dem Moment habe ich nur noch rot gesehen und nur noch geheult. Sie zogen alles aus, nur den Slip liessen sie vorerst an. Das Schlimmste dabei war, dass Männer anwesend waren. Zum Schluss hob die Ärztin sogar im Beisein der Männer meinen Slip hoch. Dann zogen sie mir wieder ein T-Shirt an und banden mich fest. Ich war an diesem Tag wie tot. Ich habe nichts mehr gefühlt und wollte nur noch sterben. Die Klinik im Allgemeinen will ich nicht anprangern, denn sie hat mir auch schon echt geholfen. Eher die Tatsache, dass sie mich vor Männern entblösst haben, obwohl das mein eigentliches Trauma (durch Missbrauch in der Kindheit) war. Dass ich fixiert wurde, ging wohl in dieser Situation nicht anders, aber was während dessen abgelaufen ist, war entwürdigend. Ja, mit meiner jetzigen Therapeutin rede ich darüber. Sie war es auch, die meinte, dass dieser Eingriff schon so etwas wie ein weiteres Trauma für mich war/ist. Nach dem Klinikaufenthalt ging es mir schon sehr viel besser. Ich konnte wieder ins Leben einsteigen. Aber im Herbst bekam ich dann wieder für zwei Wochen eine Einweisung, weil ich alle meine Tabletten (Lamictal, Risperdal, Perazin, Fluoxetin und Truxal) abgesetzt hatte. Ich habe es am Ende auch durchgeboxt und kam wie ein Wunder viel besser damit klar. Meine Stimmungen waren fast vier Monate lang stabil und ohne Wellen. Mein Körpergefühl war wieder da, ich lief nicht mehr wie ein Roboter und war nach aussen hin viel offener."

"Die Pfleger, Schwestern und Sozialpädagogen packten mich grob, beförderten mich aufs Fixierbett, befestigten die Gurten, schoben mich in den Raum, lieferten ihre Kommentare ab und verschwanden. Nicht selten bekam ich einfach keine Luft mehr vor lauter Weinen und Schreien, ich hatte total die Panik. Zwei Mal kam es auch vor, dass sie mich vergessen haben!!! Seit dem wurden die Fixierungen noch schlimmer, und ich hatte einfach kein Vertrauen mehr, dass sie mich irgendwann entfesselten. Irgendwann war es ihnen zu blöd, und ich kam in eine andere Station (geschlossene). Dort war alles anders. Man wurde wirklich wegen allem fixiert, also wegen Selbstverletzungsgedanken, Selbstmordgedanken, wenn einem etwas runterfiel, man etwas kaputt machte, einen Sessel beiseite stiess, laut wurde, frech war. Und dann "hängte" man für mindestens zwölf Stunden. Sedierung war auch nicht üblich. Allerdings habe ich in den letzten Monaten meines Aufenthaltes so arg geschrien und herumgebrüllt, wenn ich fixiert war und auch während der Fixierung Fusstritte verteilt, sodass ich meist aus Routine gespritzt wurde. Aber irgendwie war ich dann noch munterer, ich schrie die ganze Nacht meist durch! Als Strafe bekam ich dann meist einen Schultergurt. Man blieb im Zimmer (acht Betten) oder wenn man sich zu laut aufführte, auch in einen anderen Raum oder in den Gang, aber Nachschauen kommt keiner, und wenn man was braucht (z.B. die Schüssel, wenn man aufs Klo muss) hat man Pech gehabt. Aber das einzig "Gute" an dieser Station war, dass man genau wusste, wenn man das und das tut, passiert dieses und jenes. Das war auf der Kinderstation nicht so, da wurde immer anders gehandelt. Manchmal durfte man sich verletzen, manchmal nicht usw. Auf der Geschlossenen kannte ich mich aus, was jedoch auch nicht verhinderte, dass ich dort insgesamt über hundert Mal fixiert wurde (mitgezählt). Während der Fixierung wurde ich nicht nur beschimpft, sondern auch von den Pflegern geschlagen (!!) und von den Ärzten angespuckt. Die Patientenanwälte glaubten uns (es ging ja nicht nur mir so) nicht oder sie hatten einfach kein Sagen dort, ich weiss es nicht. Auch wenn ich nicht suizidal war, hab ich während einer Fixierung immer vom Tod geschwärmt. Es ist ja nicht so, dass man einfach ein paar Stunden im Bett liegt. Es ist entwürdigend und nicht nötig, schliesslich arbeiten sie auf Borderline-Stationen auch ohne die Scheissgurten. Und wenn man über Monate lang meist täglich brutal fixiert ist, verschwindet sogar der allerletzte Lebenswille. Das sind meine Erfahrungen! Ich denke, mein Therapeut wird mehr mit mir an diesen Erlebnissen arbeiten müssen als an meiner unschönen Kindheit. Ich war total geschockt, als ich im Internet gelesen hab, dass Sitzwachen üblich sind! Und ob - wenn man schon fixiert - eine ordentliche Sedierung nicht sinnvoll wäre, darüber lässt sich streiten. Mir wäre es lieber gewesen, nichts oder nicht so viel mitzubekommen. Ich weiss noch, als ich in einer anderen Psychiatrie die ersten drei Mal fixiert wurde, bin ich einmal mit einer Hand ausgerutscht und die Schwester sagte daraufhin, dass sie als Strafe die ganze Nacht nicht nach mir schauen würde. Und so war es auch. Ich wollte nur sterben. Die letzte Fixierung, die ich wieder in einer anderen Psychiatrie hatte, war nicht so schlimm. Es war ohne Gewalt und mit 10 - 15 minütigen Kontrollen. Dennoch weinte ich wie ein Schlosshund und hatte Panik, wahrscheinlich wegen der Vorgeschichte.

 

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Letztmals aktualisiert: 25.04.2013